japan 23
keine haikus
petergiacomuzzi
über den wolken
über den krieg
sind wir geflogen
und haben
nichts
110423
nach fast zwei jahrzehnten
wieder hier
wie ein nachhausekommen
ein gehen ins zurück
ein sich im mondlicht sonnen
die geisha und der samurai
im kopf als kinoliebelei
du musst nur glauben
augen zu
weit offen in das träumen schauen
sich treiben lassen in den wellen
gib endlich ruh
130423
die stadt alleine
macht keinen staat
häuserschluchten
wolkenkratzer
autobahnen menschenwölfe
alle gleich und doch alleine
und viel anderes
doch nur das eine
himmel wolkenlos doch ohne blau
an jeder ecke aber
auch das nichts
ein gras im plattenbau
140423
dann fällt der regen grau
in den tag hinein
und mehr als krieg und frieden
wirds auch dieses mal
nicht
aber die hoffnung auf morgen
auf sonne
bis zum ende hin
hört nicht auf
150423
wie die mücken
am morgen
im tau
noch im schlaf
hin zu den strahlen
der sonne
nach westen
der alten hauptstadt zu
noch besser
dem sitz der leeren
sonnengötterschreine
160423
auf der einen seite
ist das meer
und andersrum
der heilige der berg
umgeben von solch
sakramenten
bahnt sich
der shinkansen
den eignen weg
ganz schnell
begibt sich weiter fort
da wohnt einer
den er kannte
160423
du musst dorthin schauen
wo nichts ist
dann siehst du
wo etwas schon ist
ist nichts
mehr
160423
die japanischen adam und eva
weinten
und aus den tränen wuchs das land
mir ist ein trän entfallen
aus alter nostalgie
japanisch lallen
170423
ein special express
hält
an jeder station
die bequemen sessel
werden
zu etwas besonderem
170423
die götterhäuser
auf der ganzen welt
bewohnt von feisten dienern
wir zahlen erst fürs schöne haus
und dann auch fürs beknieern
190423
stolz schminkt sich
die saubere stadt
für das alte gewerbe
das land
froh um den kleinsten dreck
die hure schenkt ihr
das erbe
190423
das erinnern nach hinten
das veräußern nach vorn
dazwischen sollt sein
was wir sind
210423
die kirschblütentränen
sind alle schon gefallen
die welt hat nichts
zum weinen
230423
im ende hin
wird alles
kleiner die zeit
und größer
das auto
nur der wind
bleibt gleich
und weht
im frühling
den herbstnächten
zu
240423
an den rändern der stadt
brechen die häuser
ihre schatten in den wald
an den rändern der wälder
baggert die stadt sich ins grün
nur eins noch
nur eins noch
und wieder von vorn
260423
ein jeder koch
in jeder kneipe
ist ein gesamthandwerk
psychoanalytiker zuerst
der schnelle blick zum eingang hin
zuhörer
von ganzen familien und
andren tragödien
trostspender mit erhabner ruhe
und kellner
und koch
in jeder kneipe
280423
wie im horrorflug
vor ein paar jahren
durch die skyline von
shinjuku
fliegen im himmel
die flieger durchs haus
und keines stürzt ein
300423
im museum wird
das alte bewahrt
für die jungen
wir aber
vergehen ohne
010523
fuji mit schnee
eine weiße kappe
und kühl
fürs heiße innere
der blaue himmel
der weiße berg
und rot
das unsichtbare feuer
020523
der berg
im ersten sommerdunst
und drunter
sanftes häusermeer
und drüber
der himmel
050523
slam dunk
in enoshima
wo früher hokusai
mit welle und insel und dem berg
heut an der enoden
zu hunderten
dasselbe foto
von dem foto
von dem foto
dass ichs mir auch merke
050523
wie weihnachten die goldene woche
grundlos die hektik der freude
und doch
ohne
würde was fehlen
die illusion dass
es gehen könnte
das leben im glück
060523
die koffer
nach hause packen
der mief von
heim.at
ist fast schon greifbar
doch auch
ein paar
ganz liebe
menschen
070523
ein letztes
so wie am anfang
dem krieg entgegen
die männer schultern
das gewähr
die frauen meistern
das geplär
die sternchen strahlen ohne
einen monat lang
die flashbacks aktiviert
und in den warmen bildern
baden
070523