leopardi 011023 - 131023
und fast im winter schon
die sommersonne auf der haut
die kälte der heimatberge
getauscht mit der wärme des bergs
hier wo das leben erstarrte
und neues entstand
als sich das feuer
ins meer
ergoss
011023
die steinernen mumien
unterm vulkan
so oft abgelichtet
bis kein licht mehr bleibt
bis alles licht auf
genommen
in digitale welten
verschwommen
weißt du noch
wie das war
011023
pompeianische tote
lassen täglich
1000e lebend
an sich vorbei
in scham und ungeschützt
in endlosen handys gespeichert
irgendwann werden die bilder
auch digital
verblassen und enden
im friedhof der chips
011023
amalfi
ganz schön
ja nicht schlecht
so ein meer
mit den häusern im felsen
und immer noch
british bescheuert
kepusino statt tii
die haltung
noch immer
die
und schön ja
die küste schon
doch doch
kein park und kein platz
durchgefahren
durchgefallen
durchamalfi
021023
die felsen tauchen ins meer
und kurz davor
blicken sie noch ins wasser
ob ihrer schönheit
wohl
021023
noch mehr noch mehr
doch wie soll es gehen
wenn nichts mehr fährt
wenn alles steht
der bus in der kurve
ist nicht zu groß
der weg ist zu schmal
nicht fahren nicht gehen
doch hoffen
ein foto
mit uns
021023
den dritten tag schon
mit aug und ohr
zur autobahn
und gleich danach das meer
the see il mare mosso del mattino
der tag beginnt und irgendwann
wird aus meloni meloncino
031023
amalfitana
alles viel zu viel
in felsen gehauen die häuser
ins meer getröpfelt das wasser
und mittendrin dann wir
in sicherer karosserie
geschützt vor dem trampelnden mensch
wo orangen und zitronen
in lichten hainen blühen
und viele blüten sich im winde
an steuern und gewinnen
schnell vorbei
031023
im anfang war der berg
noch ganz
und majestätisch elegant
dann gab es ärger und
er explodierte
wie wir es auch
gelegentlich
heut ruht er da
mit weggeblasner mütze
das positive
in den resten seines hutes liegt
gut konserviert
das leben wie ein augenblick
031023
piazza vincenzo calenda
ein unterbrochener cafe
mit hoffnung und toto
dass das leben auch
ein bisschen freundlich
auch für die ganz
ganz unten
die kriechenden die hinkenden
die übel riechenden
die sonne der himmel
und der vulkan
in ein paar augenblicken
alle gleich
031023
piazza dante
grande poeta
chi ti capisce
qui
peró
il purgatorio
é a napoli
e dio si é fermato
nel cielo
031023
am morgen
der griff zum lebenskastl
smsmailsocialnet
noch bevor der schädel wach
wie ist das wetter heute
ein blick auf die app
das fenster vergessen
das schauen vergessen
das riechen das schmecken
vom konto die schrecken
ein link noch
ein like
fertig
am morgen
041023
im oktober
wenn der erste schnee
im schwarzen sand
am strand von dem vulkan
und siehe da
kein einziger gedanke
an winter
041023
mit unschuldsminen
wie kinder nach dem schokoladeklau
millionenfach
ins meer gepissst
auch umweltfriends
041023
phlegräische felder
es wächst die erde
und fällt in sich hinein
und stein um stein
unser aller lavaeltern
warten und wir
kommen heim
051023
caffe letterario intra moenia
zwischen den mauern
wer weiß was es heißt
ein dichter
gesessen hier auf dem platz
und angestrengt
die stirne in falten gelegt
und hoffend auf musen
die aber lange schon
in jugendlichen jahren
sich verliebten
in andere
jüngere
jetzt zwischen den mauern
das boot übern lete schon in sicht
intra moenia
051023
in den katakomben
liegen unsre leichen
die wir angesammelt
in den vielen leben
im gemäuer ruht
der atem unsres seins
in erde sand und mauern
staunen wir künftigen zeiten entgegen
und wundern uns
ob der vergangenheit
und wundern uns
nicht über uns
051023
die motorwellen der autobahn
wie jene des meeres
und endlos
brechen sie
die stille der pinien
zikaden am abend
061023
oktopustinte
schwarze zeiten
im teller
und im gaumen
die süße der liebe
jener wahren
die keiner worte bedarf
nur zu die augen
und öffnen
den gaumen
befrieden
061023
der untergang der einen
verhalf den anderen
zum auf
who is who derzeit
auf welche seite sollen
wir uns schlagen
wo gibts kredite
ohne zinsen
und wo die zinsen
für mein geld
im krater des vulkans
könnt frann die wahrheit finden
doch wer will schon
in magma baden
nur um der wahrheit willen
061023
auf den atmenden feldern
am eingang zum orkus
die mutigen feiern hier
hochzeit
in den zitronenhainen
arbeiten jene sich wund
die von zuhause
nach hierher gekommen
um beuten sich lassen
aus
071023
mit mafiacharm
mit kleinem schirm
und viel melone
geht dieses land
den nachgebündelten
und schmalen pfad
zurück zum ursprung hin
zum anfang
zu dem bündel
und wenn dann alle zugeschnürt
kommt erst der echte kampf
die ächten männer
nun auch die frauen
beginnen
bis zum ende
071023
des morgens cafe
und mittags die tomaten
abends dann schon du
071023
die schönen frauen
kein anfang mehr
für ein gedicht
und eva links
und adam rechts
dahinter schwarze löcher
doch dicht dazwischen
wie falten in dem fächer
all diese ganzen andren
götterbarbies
ken und schächer
071023
was wir den kindern
hinterlassen
ist
dass nach dem frieden
endlich krieg jetzt wieder herrscht
und frann fürs teuere öl ist
weil wirs uns leisten können
und jedem gandhi
ein hitler wieder folgt
und macht euch keine sorgen
vielleicht gibt es ein morgen
als wir noch jung und hippie waren
081023
der ätna des empedokles
spuckt immer noch
und warnt mit rauch
hier der vesuv
schläft seit jahrzehnten
und wartet
auf bessere gelegenheiten
es wär ein ende
wenn er jetzt anfinge
ein ende des tötens der lebenden
wenn der vulkan die toten beschützte
081023
wir gehen
wir gehen
die lebenslinie entlang
bis dass der faden endet
zurück führt der weg
in den bauch unsrer erde
ins vergessen des seins
und vorne
wer weiß
081023
ein leben lang
nach frieden schreien
und kriegen
kriegen nie genug
dem langen sommerherbst
als alter sack
die letzten strahlen
abzuluchsen
und dann die hinterbliebenen
belehren wie der frieden
geht
gegangen wird
gegangen ist
auf den vulkan
081023
in ercolano
die altstadt in der alten stadt
am meer
und sonntags
die alten männer warten
auf das ende der messe
auf das kochen der frauen
auf das essen um zwei
die politik fließt mit der sonne
den wellen entgegen und wieder
zurück
jeden sonntag
gleiche wellen und männer
und doch
different
081023
wie dunkle schokolade
löst sich die sprache hier
auf in den mündern
ein kleben der vokale
getragen von den ups and downs
wie nudel
bei mäßigem appetit
081023
ich als tourist
bin dessen teil
das ich nicht will
am krater wie die katzen
um die milch
die telefone in den himmel
gestreckt wie digitale
hostien
und all die schönheit
festgepixelt in unendlich
gleichen bildern
wir lassen uns in herden treiben
und treibens nicht mehr bunt
081023
die weltgeschichte rührt sich grad
den waffen ist der anschlag schon entschlüpft
und du bist schuld
nein
schuld bist du
die produzenten spielen blinde kuh
sinn macht es keinen
aber
der mann war immer
auch schon jäger
jetzt kommt die frau dazu
die weltgeschichte rührt sich grad
und leichen machen keine selfies
auf dem vulkan ist abends dann
vor allem ruh
091023
an die nachgeborenen
nach wem
nach mir ist
vor dir
und nach dem krieg
ist knapp davor
das tor zur hölle ist
für einige
die himmelspforte
an die nachgeborenen
glaubt uns nicht
auch wir haben euch
betrogen mit wahrem
091023
am krater
schwänze aus lava
totenköpfe
busse voller menschenfleisch
jeden tag der ablauf
gleich
er explodiert
und
in jahrhunderten
versteinert mit dem letzten
bild in selfiehand
am krater
091023
langsam
ganz sacht
ziehen die nebel
in den herbst
die bucht von sorrent
bereitet sich vor
die fremden heerscharen
werden älter und frei
einmal das sehen
nur einmal
dann
101023
abschied nehmen
nicht plötzlich
nicht mehr wie früher
der schmerz der erinnerung
braucht zeit um zu heilen
wir halten uns fest
an guten gedanken
die welt out of control
wir selbst aber nicht
wir selbst aber nicht
hl san gennaro
wir haben dein blut versäumt
101023
mare mare
voglio
ja was möcht ich denn
von hier
so schön all das
von hier möcht ich
nur euch
101023
san gennaro
so feucht wirds mir im blut
es will ein jeder heilige
der weiber heiße glut
es wollen auch
die heiliginnen
ein chor im himmel sein
und
stimmen mit eunuchinnen
ins gloria coeli ein
101023
erst wenn alles gleich ist
gleich das essen gleich das kleid
gleich die trauer gleich die freud
erst wenn alles gleich ist
in jeder stadt das eine geschäft
ich kann nicht mehr
schlecht
wird mir
ich bin dir gleich
und du dann
mir
101023
das was wir nicht
erfahren
bleibt als unsichtbares loch
und zwischen nichts und allem
kaufen wir uns ein
und kein entkommen
ein* jed* macht sich jetzt selbst
seinihr*
sein
111023
ein letztes
auch noch das kleinste
plätzchen an der sonne
in positano
festgeknipst auf minichips
selfies
onanierhandhabungen
hast du schon
ja wart
ich komme gleich
und positanos geldtransporter
sind
wie alle hier
sehr reich
111023
die lauten stimmen
ein geschrei ein langes leben
seit 100 jahren
auch noch englisch
look so nice and beautiful
und tief in mir
sing ich
ganz laut und ohne stimme
mit
111023
wolken ziehen am vesuv
zeit zum kofferpacken
ordnung machen
in den daten
ja aber
später später
wann war das
und wo mit wem
111023
jesus war
palästinenser
und maradona
neapolitaner
ein schokowaffel
hier sind die beiden
eins geworden und
san gennaro klebt
mit seinem blut
ihren bund
fürs leben
der segen aller mutter macht uns
frei
121023
die bomben der freiheit
töten auch
niemand greift an
alle verteidigen
schonet den kopf
und kämpft mit dem bauch
macht es euch selbst
das böse bereinigen
der vesuv ist ruhig
ein hauch von rauch
121023
besucherherden
werden
durch die stadt gejagt
wir fallen nicht mehr auf
selbst wenn wir wollten
es geht ab
und nicht mehr auf
121023
es gibt
auch wenn die sonne scheint
ganz viele schattenseiten
der krieg ist der vater
wer ist die mutter
so viel
nur halb gedacht
ein alter mann
am stock gestützt
und lacht
121023
das bild von diego
über all
und über der stadt
nur in den krater
traut es sich nicht
121023
das zwiderwurzige rumpelstilzchen
der ruhende vulkan
der eine tut das
was der andere nicht kann
121023